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Seid gütig, wenn ihr könnt!Heute, Dienstag, der 26. Mai, schreibe ich das Tagebuch für den morgigen Tag – und bleibe doch beim heutige Tagesheiligen hängen: Phillip Neri, der Narr Gottes. Der nicht gerade für übergroße Frömmigkeit bekannt J.W. Goethe entdeckte ihn auf seiner Italienreise und machte ihn zu seinem „Lieblingsheilgen“. Er war einer der großen Gestalten der Gegenreformation und verhalf der tief im Sumpf von Intrigen, Macht und Unmoral steckenden römischen Kirche zu neuer Glaubwürdigkeit. Luigi Magni setzte ihm 1983 in seinem Film „Himmel und Hölle“ ein kulturelles Denkmal. Angelo Branduardi übernimmt darin eine sängerische Hauptrolle.
Phillip Neri wird am 23. Juli in Florenz geboren. Er macht bei seinem kinderlosen Onkel eine Kaufmannslehre und soll einst dessen Erbe antreten. Stattdessen begibt er sich nach Rom, ist dort zunächst völlig mittellos und verdient seinen Unterhalt als Hauslehrer bei einem florentinischen Adligen. Soweit es seine Zeit erlaubt, beginnt er mit der Pflege von Kranken in Spitäler und kümmert sich um die Straßenjugend. So wird er zum ersten „streetworker“ der Kirche (alles schon einmal da gewesen!). Mit 36 Jahren lässt er sich auf Drängen seines Beichtvaters zum Priester weihen. Halb Rom erwählt ihn zum Beichtvater! Er gründet die Bruderschaft der hl. Dreifaltigkeit, die sich um kranke Pilger kümmert. Um ihn herum bildet sich in S. Girolamo eine Gemeinschaft, die er „Oratorium“ nennt. Das ist die Keimzelle des Ordens der Oratorianer, die auch bei uns im Frankfurter Oratorium segensreich wirkten, welches es auch heute noch gibt. Dazu gehörte Pfarrer Karl Pehl, der Begründer der Telefonseelsorge und Mitbegründer des „Hauses der Volksarbeit“, in dessen Vorstand ich heute mitarbeiten darf. Dazu gehörte Ferdinand Krenzer, der Begründer der „katholischen Glaubensinformation“(KGI). Dazu gehörte Walter Kropp, der langjährige Chef des kirchenmusikalischen Amtes, der vor kurzem mit über 100 Jahren verstarb, ebenso wie der Studentenpfarrer Ottmar Desshauer, der Rundfunk- und Fernsehpfarrer Alfons Kirchgässner, der Berufsschulpfarrer Hermann Schlachter. Allesamt hinterließen sie ihre Spuren in der Frankfurter Stadtkirche. Nicht vergessen wollen wir den längsten Stadtdekan aller Zeiten, Raban Tilmann!
Das zeigt welche Wirkungen Philipp Neri bis heute erzielte und erzielt!
Nachdem er anfangs mit harten Widerständen kämpfen musste, stand er aufgrund seiner Erfolge in der Gefahr, Opfer dieses Erfolgs zu werden. Man trug ihm die höchsten Würden und Ämter an. Da erdachte er sich eine merkwürdige Waffe zur Abwehr: Er machte sich zum Narren! Er wanderte mit halb rasiertem Bart durch die Stadt oder las aus einem Buch für ABC-Schützen vor. Um den Ruf seiner Armut zu zerstören, wandelte er in einem kostbaren Pelz umher oder er trug ein für einen Priester anstößig unpassendes knallrotes Hemd. Reinhard Raffalt schreibt über ihn: „ Er ist der lachende Heilige, er seinen jugendlichen Zuhörern die merkwürdigsten Witze erzählte, der sich sobald es um seine mystische Gottesnähe erst wurde, in die verfallenen Schlupfwinkel der Katakomben verkroch, aus denen er dann wieder strahlend, lebensfreudig und von schallendem Gelächter begleitet, hervorkam. Diesem berühmten Mann verdanken wir es, dass in der katholischen Welt, auch nach den Erschütterungen der Reformation, die Freude an der Schöpfung und am hl. Geist durch die Erfahrung menschlicher Trübsal und Sündhaftigkeit keinen Schaden erlitt.“
Sein Wahlspruch übrigens: „Seid gütig, wenn ihr könnt!“ Versuchen wir’s doch auch mal wieder!
Ihr Pfarrer Rolf Glaser
Bitte, denken sie auch an die Menschen in ihrer Umgebung, die nicht über einen Internetzugang verfügen und drucken sie das Kirchentagebuch aus und werfen es ihren Nachbarn, Freunden und Bekannte bei einem kleinen Spaziergang in den Briefkasten!
Vielen Dank!
Heilige des Bistums
Heute am 200. Geburtstag der Heilligen Maria Katharina Kasper (1820 – 1898) möchte ich mal einen Blick auf die heiligen Frauen unseres Bistums werfen. Als „jüngste“ unter den Heilligen des Bistums dürften vielen die Bilder ihrer Heiligsprechung am 14. Oktober 2018 noch vor Augen sein. Als Gründerin der „Dernbacher Schwestern“ hat sie bis heute eine Wirkung in unserem Bistum und weit darüber hinaus. Ihr lagen – in der Nächstenliebe begründet – die Armen, Kranken und Kinder am Herzen, die zu dieser Zeit am äußersten Rand der Gesellschaft lebten. Bildung und Pflege sind heute die großen Leistungen des Ordens, der in Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika tätig ist.
Die älteste Heilige der Bistumsheiligen ist Helena (248/250 – 330 n. Chr.), die Mutter von Kaiser Konstantin. Sie ist vor allem dadurch bekannt, dass sie in hohem Alter ins Heilige Land reiste, um dort den Spuren Jesu zu folgen. In Jerusalem ließ sie Grabungen beauftragen, deren Resultat der vermutete Fund des Kreuzes Jesu ist. Im Limburger Diözesanmuseum befindet sich die Staurothek mit einer Kreuzreliquie. Diese können sie sich im Gotteslob ansehen. Sie finden diese als Titelbild des Limburger Anhangs. (Die Lieder ab Nummer 700).
Die beiden letzten Heiligen sind Elisabeth von Schönau und Hildegard von Bingen. Beide lebten im 12. Jahrhundert und hatten Kontakt zueinander. Von beiden ist überliefert, dass sie Visionen hatten.
In Elisabeths Visionen sprach Maria, die Mutter Jesu zu ihr. Sie starb sehr jung und wurde in Schönau und der Umgebung schnell verehrt und schließlich im Jahr 1584 in den römischen Heiligenkalender aufgenommen.
Hildegard von Bingen hatte nicht nur Visionen, sondern war auch eine der großen Universalgelehrten und eine der ersten Mystikerinnen des Mittelalters. Ihre Schriften zu Musik, Natur, Medizin und Religion werden noch heute gelesen und rezipiert. 2012 wurde sie von Benedikt XVI. als vierte Frau zur Kirchenlehrerin erhoben.
Alle vier Frauen sind bis heute Vorbilder.
Heilige Katharina Kasper, du standst den Menschen am Rand der Gesellschaft bei, lass uns von dir lernen, die Menschen am Rand zu sehen.
Heilige Helena, du warst überzeugt, Christi Kreuz zu finden, lass uns Orte, an denen wir mit Gott verbunden sein können.
Heilige Elisabeth von Schönau, in deinen Visionen hat Gott zu dir gesprochen. Lass uns seine Stimme in unserer Gegenwart hören und vernehmen.
Heilige Hildegard, dein Wissendurst scheint unermesslich, du wolltest den Manschen und die Natur verstehen.
Amen.
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von Ralf Albensoeder
„Zwischenzustand“ schriebst Du gestern, lieber Rolf. Was ist in der Zeit „dazwischen“
Zwischen Jesus ist gegangen und spüren des Heiligen Geistes. Mir kommt eine Geschichte von Anthony de Mello (1937- 1987, Jesuit und spiritueller Lehrer) in den Sinn: was geschah, als Jesus fort war:
Gebt Acht!
Der Priester gab bekannt, dass Jesus Christus selbst am nächsten Sonntag in die Kirche kommen würde. Die Gemeinde kam in großer Zahl, um ihn zu sehen. Jedermann erwartete, dass er predigen würde. Jeder bot ihm Gastfreundschaft für die Nacht an, besonders der Priester, aber er lehnte höflich ab. Er sagte, er wolle die Nacht in der Kirche verbringen.
Am nächsten Morgen schlich er sich früh davon, noch ehe die Kirchentore geöffnet wurden. Und zu ihrem Entsetzen entdeckten die Priester und die Gläubigen, dass ihre Kirche mutwillig beschädigt worden war. Überall an den Wänden stand: Gebt Acht! Kein Teil der Kirche war verschont geblieben, Türen und Fenster, die Säulen, die Kanzel, der Altar, nicht einmal die Bibel auf dem Pult. Gebt Acht! In großen oder kleinen Buchstaben war es eingekratzt mit Bleistift, Feder, in jeder nur denkbaren Farbe hingemalt. Wohin das Auge blickte, sah man die Worte: Gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht!
Erschreckend, aufreizend, verwirrend, faszinierend, furchterregend. Worauf sollten sie Acht geben? Das stand nicht da. Es hieß nur: Gebt Acht!
In einer ersten Regung wollten die Leute jede Spur dieser Schmiererei, dieses Sakrilegs, wegwischen. Nur der Gedanke, dass Jesus selbst es getan hatte, hielt sie davon ab.
Nun begann dieses geheimnisvolle Wort „Acht geben“ in das Innere der Menschen einzusinken, wenn sie die Kirche betraten. Sie begannen, auf die Heilige Schrift achtzugeben, so dass sie davon profitieren konnten, ohne frömmlerisch zu werden. Sie begannen, auf die Sakramente zu achten, so dass sie geheiligt wurden, ohne abergläubisch zu werden.
Der Priester begann sich seiner Macht über die Menschen bewusst zu werden, ohne sie beherrschen zu wollen. Und jedermann begann, auf die Religion zu achten, denn wer nicht aufpasst, kann leicht selbstgerecht werden. Sie begannen, auf die Kirchengesetze zu achten, so dass sie gesetzestreu wurden und doch barmherzig gegenüber den Schwachen blieben. Sie begannen, auf das Gebet achtzugeben und sich nicht abhalten zu lassen, selbständig zu werden. Sie begannen sogar, sich ihrer Vorstellungen von Gott bewusst zu werden, so dass sie ihn auch außerhalb der engen Grenzen ihrer Kirche erkennen konnten.
Nun haben sie das aufrüttelnde Wort über den Eingang ihrer Kirche geschrieben, und wenn man in der Nacht vorbeifährt, kann man es in mehrfarbigem Neonlicht über der Kirche leuchten sehen.
Es muss nicht in Neonschrift über unseren Kirchen stehen. Denn ich hoffe, es wirkt in den Herzen und Köpfen. Das wir dafür „be-geist-ert“ sind
– Spuren des Heiligen Geistes. Und das nicht nur in diesen Zeiten.
24. Mai: Zwischenzustand
von Rolf Müller
„Die Apostel verharrten einmütig im Gebet, zusammen mit Maria und den Frauen“ – so erzählt es uns heute das Sonntagsevangelium. Es berichtet von einem „Zwischenstatus“: Jesus ist schon in den Himmel aufgefahren und der Heilige Geist ist noch nicht auf die Jünger herabgekommen. Noch wissen die Jünger nicht, wie, wann und ob es weitergeht. Sie sind zum Warten verurteilt; bei manch einem – so stelle ich es mir vor – mag sich wohl auch ein leichter Zweifel eingeschlichen haben. Ich stelle mir die Fragen der Apostel und Frauen von damals vor: „Wie lange dauert dieser Zustand dann noch? Wann können wir wieder aktiv mitmischen? Wann verlässt mich meine Angst, damit ich wieder neu anfangen kann? Bleibt Jesus weg? Wer gibt mir Kraft und Energie?“
So manche dieser Fragen sind typisch für „Zwischenzustände“, wie wir sie bestimmt alle schon einmal erlebt haben. Und wenn ich sie mir näher ansehe dann merke ich: Eigentlich ist die Zeit jetzt auch so ein „Zwischenzustand“. Die härteste Zeit des „Lockdowns“ ohne öffentliche Gottesdienste, mit geschlossenen Läden und Restaurants und mitabgesagten Veranstaltungen liegt erst einmal hinter uns. Ganz vorsichtig versuchen die Verantwortlichen in aus Politik, Kirche und der Medizin, einen „Zwischenzustand“ zu gestalten, bis es wieder eine neue Normalität nach der Pandemie wieder geben kann. Auch wir in unseren Gemeinden tun das: Wir versuchen – mit aller Vorsicht – wieder Veranstaltungen auf die Beine zu bekommen. Die Eröffnung der Renovabis – Aktion gestern Abend in der Kirche St. Hedwig ist ein gutes Beispiel dafür gewesen. Genauso soll es wieder andere Veranstaltungen und Begegnungen in den nächsten Wochen geben; Gremien sollen wieder tagen, Katechesen sollen wieder stattfinden und vieles andere mehr. Wir hoffen sehr, dass wir einen guten Weg durch diesen Zwischenzustand in unseren Gemeinden finden – und noch mehr, dass wir wieder einen neuen Anfang nach der Pandemie schaffen können.
Von den Aposteln und den Frauen kann ich etwas für diesen Zwischenzustand lernen. Sie sind einmütig geblieben: Das heißt für mich, dass diese Apostel miteinander geredet haben, dass sie sich nicht haben auseinander bringen lassen, trotz aller Meinungsverschiedenheiten, die es vielleicht auch bei ihnen gegeben hat. Genau das gilt es, auch jetzt für uns zu tun. Wir müssen immer wieder neu miteinander reden und Lösungen finden, ohne dabei falsche Fronten aufzumachen. Bleiben wir einmütig – denn Einmütigkeit gibt Kraft für diesen Zwischenzustand. Die Frauen und die Apostel haben viel in diesem Zwischenzustand gebetet. Sie zeigen damit, dass sie ihr Vertrauen in Gott und in eine neue Zukunft nicht verloren haben. Tun wir es ihnen in diesem Zwischenzustand nach!
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Vielen Dank!
Liebe Leserinnen und Leser,
Der heutige Tagebucheintrag ist von:
Pater Roger Abdel Massih CML
Samstag, 23. Mai 2020
Heute feiern wir 71 Jahre Freiheit – nämlich die Freiheit der freien Entfaltung der Persönlichkeit, Religionsfreiheit, Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit, Freizügigkeit, Freiheit der Berufsausübung und viele andere mehr.
Unser Grundgesetzt wurde am 23. Mai 1949 ausgefertigt und verkündet.
Was für ein großes Geschenk!
Ich bin geboren im Libanon; von meinen Großeltern habe ich gehört, Libanon sei die Schweiz des Ostens, vieles war damals gut, aber zu meiner Zeit war Krieg, Spaltungen, und leider ist vom vormaligen Libanon nichts mehr geblieben.
Vielen anderen Ländern geht es eventuell sogar noch schlimmer, als was in Libanon geschieht …
Man kann nur erahnen, wie wichtig das Licht ist, wenn man die Dunkelheit kennt.
Daher bin ich sehr dankbar, dass in Deutschland so vieles möglich ist. Heute bei der Renovabis Aktion werden wir mit Kroatien verbunden sein; wir werden hören und erfahren, wie die Menschen dort leben. Ich lade Sie herzlich ein, daran teilzunehmen, selbst wenn Sie nicht persönlich kommen können; sie können es zu Hause durch unseren live stream sehen und hören.
Ich bin dankbar, dass es eine Kirche gibt, die überall auf der ganzen Welt die lindernde Hand Gottes vertritt. Und damit sind Türen und Chancen geöffnet für viele Länder, ein bisschen Licht zu erleben.
Albert Schweizer sagt einmal:“ Gebete ändern die Welt nicht. Aber Gebete ändern die Menschen. Und die Menschen verändern die Welt.“
Lass uns zusammen beten und dankbar sein, und mit unserem Gebet im Herzen mit den vielen Menschen auf der ganzen Welt verbunden sein. Und so beten wir gemeinsam:
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
(Franz von Assisi)
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Vielen Dank!
von Stefan Hofer
Wenn ich mir das heutige Evangelium und die dazugehörige Lesung anschaue fallen mir zwei Halbsätze auf: „was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Apg 1,11 und „ihn, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt.“ Eph 1,22.
Mein Vater sagte manchmal zu uns als Kinder, „was schaut ihr denn wie die Ölgötzen“. Woher dieser Ausspruch kommt, weiß ich bis heute nicht, aber es bedeutete, dass man etwas zu lange anstarrte und anscheinend nicht begriff. So ähnlich sehe ich nicht nur die damaligen Jünger*innen sondern auch uns.
Da schauen wir auf die „himmlische Liturgie“ und es gibt so viele irdische Dinge, die wir machen könnten, wie sich um andere sorgen, Flüchtlinge und Arme schützen, Menschen beraten, Gebäudemanagement nach Klimaschutz zu gestalten; ich denke auch Ihnen fällt noch vieles ein…
Jesus ist als Haupt über die Kirche gesetzt (siehe oben). Normalerweise wird dieser als „Veredelung“ der Kirche verstanden, die ist doch von Jesus Christus. Man kann es aber auch anders herum verstehen. Jesus ordnet die Kirche ein. Wenn sie seine Kirche ist, sollten wir seinen Willen tun. Das ist nicht nur die „himmlische Liturgie“, sondern auch die „irdische Caritas“. Beides bedingt sich und das eine kann nicht über das andere gestellt werden. Allerdings habe ich die Bemühungen um die Gottesdienste beispiellos erlebt. Würden wir nur annähernd so viel Energie in die Caritas, bzw. besser formuliert in die jesuanische Option für die Armen, geben, dann wären wohl viele Probleme schon gelöst. Deswegen denke ich, dass diese Krise Anlass sein kann, darüber nachzudenken, in was wir unsere Energie stecken und wo wir was verändern könnten, z. b. auch unsere klimatischen Anstrengungen (siehe: „Laudato si“ von Papst Franziskus), damit wir erneuert Kirche Jesu Christi sein können.
Eine Vision von Kirche, die mir vorschwebt, ist eine Kirche, die ärmer wird an Geld und Privilegien, aber reicher an Netzwerken und Beziehungen und versöhnt mit Himmel und Erde.
Ich wünsche Ihnen gute Visionen zum Himmelfahrtstag.
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Vielen Dank!
von Harald Stuntebeck
Kirchentagebuch 22.05.2020
Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein
Liebe Leserinnen und Leser des Kirchentagebuches,
dieser Text des Liedes von Reinhard Mey ist wohl den meisten bekannt. Viele werden sich an Lagerfeuergesang mit Gitarre oder andere Momente erinnern, in denen es gesungen wurde. Das geht mir auch. Das Lied drückt ein Gefühl von Leichtigkeit und Sehnsucht aus.
Einfach mal alles hinter sich liegen lassen,
dem Alltag entfliehen,
dem ganzen enthoben sein.
Im Himmelfahrtsgottesdienst , den wir in St. Pius ökumenisch gefeiert haben, hat mein evangelischer Kollege Tobias Völger darüber gepredigt. Und er hat über die Hintergründe gesprochen, die Reinhardt Mey beim Schreiben dieses Liedes bewegten.
Reinhardt Mey erwarb die Fluglizenz auf dem Flugplatz Wilhelmshaven-Mariensiel. Er hatte in der Entstehungszeit des Liedes mit ernsthaften Ängsten und Sorgen in seinem eigenen Leben zu tun.
Zu gut kann man verstehen, dass dann die Sehnsucht nach einem einfachen Weg aus den „Ängsten und Sorgen“ attraktiv ist.
In der Realität hatte sich Reinhardt Mey diesen „Ängsten und Sorgen“ gestellt und hat sie überwunden. Und so ist das Lied am Ende kein Lied des einfachen Entfliehens sondern ein Lied, das Ängste und Sorgen im Leben ernst nimmt und dafür steht, dass sie überwunden werden können. Es ist ein Hoffnungslied, ein Lied das Mut macht und das Menschen, wenn sie es gemeinsam singe Mut und Freude macht.
Ich denke, auch die Himmelfahrtsgeschichte ist eine „Mut-mach-Geschichte“. Auch wenn dieser Jesus von Nazareth für unsere Augen nicht sichtbar ist, will er uns helfen, die „Ängste und Sorgen“ unseres Lebens zu bewältigen. Das ist eine Zusage, die Leichtigkeit, Mut und Hoffnung vermittelt,
und so könnte eine Zeile umgedichtet werden:
„Alle Ängste alle Sorgen blieben darunter verborgen,…. In
„Alle Ängste alle Sorgen blieben bei Dir geborgen,….
Vielleicht mögen Sie das Lied einmal unter diesem Aspekt hören, dann finden Sie es hier:
https://www.youtube.com/watch?v=0ICfNCLSnd4
Ihr/Euer
Harald Stuntebeck
Über den Wolken (Reinhard Mey)
Wind Nord/Ost Startbahn null drei
Bis hier hör' ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleierstaub der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen
Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein
Ich seh' ihr noch lange nach
Seh' sie die Wolken erklimmen
Bis die Lichter nach und nach
Ganz im Regengrau verschwimmen
Meine Augen haben schon
Jenen winzigen Punkt verloren
Nur von fern klingt monoton
Das Summen der Motoren
Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein
Dann ist alles still, ich geh'
Regen durchdringt meine Jacke
Irgend jemand kocht Kaffee
In der Luftaufsichtsbaracke
In den Pfützen schwimmt Benzin
Schillernd wie ein Regenbogen
Wolken spiegeln sich darin
Ich wär' gern' mitgeflogen
Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein
Quelle: LyricFind
Songwriter: Reinhard Mey
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von Juraj Sabados
Bitttage vor Christi Himmelfahrt
Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt werden auch "Bitttage" genannt.
Ich möchte Ihnen heute eine Bittandacht für zu Hause anbieten:
Einführung
Wir wollen als Weggemeinschaft sinnlich erfahren, was wir im Credo beten: Schöpfer, wir sind deine Geschöpfe. Wir sind Fußgänger und Gast in Gottes schöner Welt.
Öffne, Herr, uns den Blick für deine Spuren in dieser Welt!
Kyrie
• Jesus, du hast das Leben der Menschen geteilt, hast erlebt, wie hart sie arbeiten mussten, aber auch, dass sie dankbar waren für alles, was Gott ihnen geschenkt hat. Lehre uns danken! – Herr, erbarme dich.
• Jesus, du hast gesehen, dass die Natur große Kraft hat. Du hast die Menschen erinnert, dass die Natur von Gott kommt und seine Macht bezeugt. Lehre uns, die Natur als Schöpfung zu achten und zu schützen. – Christus, erbarme dich.
• Jesus, du hast erlebt, wie Menschen sich freuten, wenn sie viele Früchte ernten durften. Lehre uns, die Natur als Frucht der Schöpferliebe zu schätzen. – Herr, erbarme dich.
Guter Gott du hast die ganze Welt erschaffen. Ihre Schätze sollten allen Menschen, nicht nur einigen wenigen dienen. Verzeihe uns, wo wir mit all dem, was du erschaffen hast, nicht gut umgegangen sind. Lass uns zum Leben finden und entschieden dem Leben dienen. A: Amen.
Evangelium Lk 11,9-13
Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.
Fürbittgebet
Wir bitten für die, die unterwegs sind auf den oft aussichtslosen Bittgängen des Alltags in Arbeitsämtern, bei Ärzten und Gerichten. Für die, die bitten um Gehör und um Vergebung, um Anerkennung, um ein kleines Lob, um Liebe und Vertrauen. Lass ihre Bittgänge nicht ins Leere gehen.
Wir bitten für die, die nicht bitten und danken können, die sich alles selbst zuschreiben. Für die, die nicht wissen, worum sie bitten und wofür sie danken sollen. Lass sie aufmerksamer leben, gib ihnen ein sensibles, dankbares Herz.
Guter Gott, halte deine Hand über alle Menschen dieser Erde. Schenke Frieden und Gerechtigkeit. Darum bitten wir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. Amen.
All unsere Bitten wollen wir zusammenfassen in dem Gebet, das Jesus uns gelehrt hat:
A: Vater unser …
Segensgebet
Der Segen des liebenden Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme über uns und unser Land, über unsere Arbeit und unser Zusammenleben und bleibe bei uns allezeit.
Einen schönen und hoffnungsvollen Feiertag!
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