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hier der Link: https://www.mariaehimmelfahrt-ffm.de/unser-kirchentagebuch/
Zum Schluss: Aus dem Kirchentagebuch wird unser „Das Wochenwort“
Liebe Leseinnen und Leser unseres Kirchentagebuchs,
Mit dem heutigen Tag geht unser tägliches Kirchentagebuch zu Ende. Ganze 85 (!) Kirchenbucheinträge sind es seit dem 15. März geworden. Keine(r) von uns Schreibenden hätte jemals am 19. März gedacht, dass diese Form der Kommunikation so lange bestehen bleibt – genauso wie niemand hatte voraussagen können, wie lange der Zustand des sehr eingeschränkten Lebens in unseren Gemeinden dauern könnte.
Die Kirchentagebucheinträge – die uns alle zum Nachlesen auf den Homepages erhalten bleiben – sind wie eine kleine Chronik dieser außergewöhnlichen Zeit. Und das, obwohl sie so verschieden sind wie diejenigen, die sie geschrieben haben. Da gab es viel Ermutigendes, Nachdenkliches, viele Zeitansagen und Diskussionsbeiträge zur aktuellen Lage, „heiße“ Themen zu Sachen, die uns als Kirche unter den Nägeln brennen und dabei immer ganz viel Geistliches. Vom Kirchenlied bis zum Songtext, vom Gebet bis zum Gedicht, von der Meditation bis zur Betrachtung eines Sonntagsevangeliums waren ganz verschiedene Textarten mit dabei. Unser Kirchentagebuch ist ein kleiner Schatz geworden, den wir bewahren wollen.
Seit einigen Wochen nun schon feiern wir jetzt wieder Gottesdienste, wir beginnen wieder mit den Sitzungen unserer Gremien und versuchen, uns auch wieder mit möglichst vielen Menschen und Gruppen „in echt“ zu treffen. Wir hoffen alle sehr, dass sich mehr und mehr eine „neue Normalität“ im kirchlichen Leben bei uns einstellt. Und so ändert sich auch das „Kirchentagebuch“. Aus einem Wort zum Tag wird jetzt ein Wort zur Woche; es nennt sich „Das Wochenwort“. Genau wie beim Kirchentagebuch kann es beim Wochenwort auch um etwas Besinnliches, Nachdenkliches oder Aktuelles gehen. Erscheinen soll es jeden Sonntag auf unseren Homepages.
Das Ende des Kirchentagebuches und der Beginn des „Wochenwortes“ ist auch eine gute Gelegenheit, „Danke“ zu sagen: An alle Webmaster, die Tag für Tag die Texte auf die Seiten eingestellt haben, manchmal auch mitten in der Nacht. Danke an alle Schreiberinnen und Schreiber der Kommentare zu den Einträgen auf der Homepage von Mariä Himmelfahrt – da waren viele gute Anregungen dabei. Und natürlich an alle Verfasserinnen und Verfasser der Tagebucheinträge selbst!
Rolf Müller, Pastoralreferent
Bitte, denken sie auch an die Menschen in ihrer Umgebung, die nicht über einen Internetzugang verfügen und drucken sie das Kirchentagebuch aus und werfen es ihren Nachbarn, Freunden und Bekannte bei einem kleinen Spaziergang in den Briefkasten!
Vielen Dank!
von Juraj Sabados
Liebe Schwestern und Brüder,
heute feiern wir das Hochfest des Leibes und Blutes Christi Fronleichnam. In der Eucharistiefeier verwandelt sich einfaches Brot in den Leib Christi. Diese Verwandlung wirkt auch auf die, die davon essen.
Gott verwandelt unser Wesen. Er vertraut darauf, dass wir uns irgendwann und immer wieder seiner Liebe öffnen.
Diese Meditation möge uns dabei helfen, das Geheimnis unseres Glaubens besser zu verstehen.
Die 5. Verwandlung
Wenn aus dem Samen die Ähre wächst
und am Weinstock die Trauben reifen,
hat ER selber die Hand im Spiel.
Die erste Verwandlung.
Aus den Körnern wird Brot gebacken
und aus den Trauben Wein gekeltert.
Menschenhand verbunden mit Gottes Kraft.
Die zweite Verwandlung.
Wenn aus dem Brot Leib Christi wird
und sein Blut aus dem Wein im Kelch,
weil jemand wieder die Worte spricht wie einst beim Letzten Abendmahl,
geschieht die dritte Verwandlung.
Versammelt zum heiligen Mahl,
empfangen wir IHN selbst als Speise
um eins zu werden mit ihm, Seele und Herz und Leib.
Die vierte Verwandlung.
Und als neue Menschen in seinem Geist
sind wir gesendet, die Welt zu verändern.
Das ist die fünfte Verwandlung.
Die Schwerste von allen. Aber die Wichtigste.
(von Joe Übelmesser SJ)
Bitte, denken sie auch an die Menschen in ihrer Umgebung, die nicht über einen Internetzugang verfügen und drucken sie das Kirchentagebuch aus und werfen es ihren Nachbarn, Freunden und Bekannte bei einem kleinen Spaziergang in den Briefkasten!
Vielen Dank!
von Thomas Schmidt)
Gott und Corona?
Gott und Corona? Was haben die beiden miteinander zu tun? Die Frage beschäftigt mich schon die ganze Zeit.
Also nicht: Corona und die Kirche? Oder Corona und die Verantwortung der einzelnen Christ*innen? Sondern: Corona und Gott? Hat er uns diese Krankheit geschickt? Ist es gar seine Rache? Das sind nicht meine Antworten.
Ein paar herantastende Gedanken:
Gott hat mit allem zu tun, was auf dieser Welt geschieht. Also auch mit Corona. Corona, das erkennt man bei einigem Nachdenken schnell, ist dabei nur ein besonderer Name für das Leid des Menschen. Es ist also die immer wiederkehrende Frage: Wie kann Gott das zulassen? Sie ist theoretisch nicht wirklich zu beantworten. Die Frage muss ja auch eher lebenspraktisch beantwortet werden: Wie gehe ich mit Corona um und wie und was kann mein Glaube dazu beitragen?
Aber zurück zu Corona und Gott. Ich las in den letzten Tagen einen Artikel der deutschen Theologin Margit Eckholt über Schöpfungstheologie im Nachgang zu ‚Laudato Si‘. Darin sprach sie von den zwei Gärten in der Bibel: Den Garten Eden und den Garten Getsemani. Im ersten erscheint Gott als machtvoller Schöpfer, der den Menschen zum Hüter der Schöpfung einsetzt. Im zweiten erscheint Gott in Christus als der ohnmächtig Leidende, der den Kelch nicht trinken will, der ihm hingehalten wird und sich dann in Treue zu seinem Auftrag trotzdem dazu entscheidet. Gott auf sehr verschiedene Weise.
Diese Art über Gott zu denken, ist mir nachgegangen. Gott ist immer beides: mächtig und ohnmächtig, anwesend und abwesend. Auch in Coronazeiten. Jetzt leidet er mit wie in Getsemani und ist anwesend in seiner Ohnmacht. Abwesend ist er in seiner Macht. Und doch können wir ihn anrufen, wie Jesus das in Getsemani getan hat. Sein Wille soll geschehen, darum bittet Jesus und so ist er da mit der ohnmächtigen Macht seiner Anwesenheit.
„Ich bin der Ich bin da“, das ist sein Name, als Schöpfer und als Mitleidender. Auch in Coronazeiten.
Sie spüren, das sind unzureichende Worte, nicht hundertprozentig zutreffend; eher ein Stammeln, ein Suchen, aus dem hoffentlich eine Ahnung wird, wer dieser Gott ist, gerade auch in Coronazeiten.
von Monika Stanossek
Ungewissheit - Verunsicherung
Worte, die zur Zeit häufig genannt werden, da sie die Befindlichkeit vieler Menschen ausdrücken. Was kann man glauben, wie soll man handeln – angesichts der Situation und der vielen, auch sehr konträren Informationen! Lockerung versus strikten Vorsichtsmaßnahmen, Kontaktpflege, auch leibhaftig versus Isolierung, gemeinsame Feiern, auch z.B. Gottesdienste versus digitale oder andere mediale Wege, etc. Was ist der jeweils bessere, richtige Weg? Für fast alle Alternativen gibt es auch wissenschaftliche Belege durch Untersuchungen. Es ist wichtig, auf seriöse Wissenschaftler zu hören, aber auch diese haben nicht die Wahrheit, sondern versuchen durch Untersuchungen und Tests Fragen zu klären und zu Teil-Antworten zu kommen. Kritisch bleiben, ist ein Weg, vor allem bei Erkenntnissen, die vermeintliche Gewissheiten enthalten! Es sind ja zur Zeit einige abstruse Dinge in Öffentlichkeit und manchen Medien!
Die Fragen von oben, was sollen wir glauben, was können wir tun?, sind Fragen, die schon Immanuel Kant gestellt hat, offensichtlich waren ihm und den Menschen seiner Zeit Ungewissheit und das Gefühl von Verunsicherung sehr bekannt. Seine Antwort war: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Diese Antwort bleibt gültig und sinnvoll auch für uns heute – durchaus im Bewusstsein, dass unsere Möglichkeiten der Erkenntnis beschränkt sind. Das macht uns bescheiden und vermeidet ein Bewusstsein, die „Wahrheit“ erkannt zu haben, ermutigt aber, immer wieder hinzuschauen, einen Standpunkt zu gewinnen, aber auch Meinungen zu verändern.
Auf einen weiteren Weg in Ungewissheit und Verunsicherung weist die Dichterin Hilde Domin hin in ihrem Satz „Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug“. Risiko und Vertrauen, beides braucht es im Leben. Etwas riskieren, -durchaus nach Überlegungen und nicht kopflos und überstürzt, - im Vertrauen darauf, dass wir gehalten sind, dass wir nicht fallen, dass „die Luft“ trägt.
In vielen Psalmen leuchtet dieses Vertrauen des betenden Volkes auf, Vertrauen, das aus Erfahrung des rettenden Gottes gewachsen ist. In solches Vertrauen hinein zu wachsen, in aller Ungewissheit und Verunsicherung, das könnte ein Weg für uns sein:
Du bist mein Schutz, du bewahrst mich vor Not
Und rettest mich und hüllst mich in Jubel.
Ich unterweise dich und zeige dir den Weg, den du gehen sollst.
Ich will dir raten, über dir wacht mein Auge. Psalm 32, 7 u. 8
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich habe heute, nach zwei Wochen Urlaub, meinen ersten Arbeitstag im Homeoffice.
Während der Coronakrise war ich, wie viele von Ihnen auch, stets auf technische Geräte und Medien, z.B. Telefon- und Videokonferenzen, Rufumleitungen aufs Handy angewiesen.
Handy, Laptop, Tablet waren bereit.
Zwei Wochen ohne z.B. ein Zoom-Meeting, Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien waren sehr erholsam, auch wenn ich persönlich gerne mit diesen Medien arbeite und eine große Chance damit für unsere Zukunft in der Kirche sehe.
Ich hatte stattdessen Zeit zum Lesen: bewusst ein Buch, kein E-Reader in die Hand nehmen.
Zeit zum Schwimmen, Zeit für persönliche Begegnungen mit dem notwendigen Abstand, Zeit zum Spazieren gehen und die Natur bewusst erleben; Zeit zum Nachdenken, wie es in unseren Gemeinden und in unserem Leben nun weiter geht.
Corona ist weiterhin da, trotz einiger Lockerungen.
Das Fazit meiner Gedanken dazu, mit Blick auf die Ereignisse und die Berichte in den Medien ist derzeit: Irritation, Fragezeichen, Unverständnis, …
Für mich persönlich ist es derzeit: Weniger ist mehr, Entschleunigung.
Um die Situation für mich persönlich erträglich zu machen, ist es für mich von großer Bedeutung, dass ich mir meiner Verantwortung für mich und meinen Nächsten bewusst bin und mein Handeln konsequent umsetze.
Rücksichtnahme, Mitdenken, Geduld, Durchhalten sind nur wenige Haltungen dazu und es erfordert von jedem Einzelnen von uns das Bewusstsein darüber, täglich in uns wach zu halten.
Bleiben Sie weiterhin gesund.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche und grüße Sie herzlich
Ihre Verena Nitzling
Liebe Leserinnen und Leser,
zu Beginn unseres Tagebuches habe ich übe den weiten Weg geschrieben, den wir gerade begehen. Heute, zweieinhalb Monate später, sind wir den Weg ein Stückchen weitergegangen. Wir haben schon einiges erlebt, haben uns an das unterwegs sein gewöhnt. Die Schuhe sind eingelaufen, die Muskeln an das tägliche Laufen gewöhnt, aber es gibt noch viele Kilometer zu gehen. Viele kürzere und längere Etappen. Jede Etappe muss bedacht werden, die Ziele wohl überlegt sein. Und da ist immer die Frage: „Kann ich das Ziel erreichen?“
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man ein großes Ziel leichter erreichen kann, wenn man sich Zwischenziele steckt. Immer wieder schauen, welches Ziel kann ich als Nächstes in Angriff nehmen. Es kann und es wird noch Unvorhersehbares auf dem Weg passieren. Da knickst man um, da werden Abriebstellen an den Schultern bewusst, da geht einem mal das Wasser aus. Und das Ganze kann nicht nur einem selbst passieren, sondern auch den Menschen, mit denen man unterwegs ist.
Auch wenn man selbst vielleicht von Corona verschont bleibt, hat man nicht immer im Griff, ob auch die eigenen Eltern, Kinder oder Freunde verschont bleiben.Eine Theorie besagt, dass man jeden Menschen auf der Welt über sieben andere Personen kennt. Ich glaube, dass es diese 7 Personen nicht braucht, um auf eine Person zu treffen, die von Corona direkt oder indirekt betroffen ist. Schnell ist – jedenfalls für mich – dieser Weg denkbar. Ich habe Freunde und Bekannte in Frankreich, Italien, den USA und anderen Ländern und denke, es wird den meisten von ihnen ähnlich gehen. Einige in unseren Gemeinden haben Kontakte nach Brasilien, dem Land, das zurzeit wohl am stärksten gefährdet ist. Über all diese Kontakte könnten wir sehr schnell in Beziehung kommen mit dem Virus oder von diesem Betroffenen. Dies sollten wir immer bedenken und auch vermitteln, wenn wir mit Menschen in Kontakt kommen, die die Gefahr nicht sehen oder sehen wollen.
Ich rufe ihnen allen ein herzliches „Ultrya“ zu. Diesem „Vorwärts“ folgen die Pilger auf dem Jakobsweg. Gehen wir also den Weg, der vor uns liegt.
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Bitte, denken sie auch an die Menschen in ihrer Umgebung, die nicht über einen Internetzugang verfügen und drucken sie das Kirchentagebuch aus und werfen es ihren Nachbarn, Freunden und Bekannte bei einem kleinen Spaziergang in den Briefkasten!
Vielen Dank!
Die Ökonomie steht in diesen den Tagen im Zentrum der Aufmerksamkeit: das Konjunkturprogramm der Bunderegierung, die Reaktion der Wirtschaft, die Frage, ob die Maßnahmen nachhaltig sind. Die Selbstgerechtigkeit der Autoindustrie und ihrer „Zuhälter“ (Ministerpräsidenten, Gewerkschaftern und Betriebsräte). Wo hat man sie gehört im Dieselskandal, im Abgas-Skandal? Sicher, die Sorge um Arbeitsplätze ist berechtigt und muss auch unsere Sorge sein, nur: es wäre besser gewesen, sie hätte früher, zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Weise, die Herrschaften umgetrieben. Und, der das schreibt, ist kein Feind der Gewerkschaften, der Arbeitnehmer schon einmal gar nichtganz im Gegenteil!
Auch in der Kirche geht es heute, am Dreifaltigkeitssonntag, um Ökonomie, um die „göttliche Heilsökonomie“, um „die heilsökonomische Trinität“ (Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit). Kein leichtes Thema! Vielen Predigten am Dreifaltigkeitssonntag merkt am an, wie sie in Dogmatik erstarren oder aber sich beim Thema zieren und winden.
Ökonomie kommt vom griechischen „oikos“ (Haus). Der Ökonom ist also der „Haushälter“, die Ökonomie die „Haushaltung“.
Worum geht es bei der Trinität, im Blick auf die göttliche Heilökonomie? Es geht um die göttliche Haushaltung, in der Perspektive auf die Welt und den Menschen.
Es geht darum, dass der Vater (der Schöpfer) schon bei der Erschaffung der Welt Gedanken des Heils hatte, die er nie aufgegeben hat, so wie er sein Volk, trotz aller Schuld nie aufgegeben hat sondern ihm die Treue hält. Der Vater ist der, ohne den nichts ist. Wenn der Vater, der Schöpfer, nicht wäre, dann wäre die Welt nicht, dann wären wir nicht. Dieser Vater hat die Welt in Liebe geschaffen. „Er sah, dass es gut war“ (Gen 1)! Als er den Menschen ansah, war es sogar „sehr gut!“. Er will das Heil der Welt und zwar von Anfang an! Wenn wir von Gott als dem Vater sprechen, dann sprechen wir vom Ursprungsgeschehen der Liebe.
Es geht weiter darum, dass, als die Menschen sich aus ihrer selbstverschuldeten Verstrickung in die Heillosigkeit nicht befreien konnten, Gott selbst als Sohn in der Gestalt Jesu Christi, dem Heiland auf den Plan trat, um als Repräsentant für die gesamte Menschheit heil (ganzheitlich) zu leben, das heißt das Heil als Geschenk Gottes anzunehmen und selbst aus diesem Heil zu leben; also den Menschen aus der „Heteronomie“ der „Zerrissenheit“ (Paul Tillich) zu befreien. Als die Menschheit dies selbst nicht schaffte, hat Gott eine „Betreuungsverfügung“ erwirkt, d.h. der Sohn handelt nun in der Gestalt Jesu anstelle des Menschen. Einer für alle! Er zeigt uns, wie man vor Gott in der Welt leben kann – ein Leben der Gottesfurcht und der Solidarität zugleich!
Wie geht es nach Tod und Auferstehung Jesu weiter? Natürlich ist noch lange nicht alles in Ordnung! Aber es ist auch nicht alles einfach wieder beim Alten! Es ist wahr: Die Menschen sind ja mit dem Kommen Christi nicht einfach besser geworden. Was nutzt es, dass einer alle Schuld auf sich genommen hat, wenn es mit der Schuld der Menschen munter so weiter geht: Hass, Kriege, Egoismus, Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Raffgier? Als Christen sagen wir: Und trotzdem sind wir nicht heillos! Seit Jesus von Nazareth wissen wir: das Heil Gottes ist und bleibt in der Welt durch Menschen, die glauben. Dieser Glaube ist nicht ihr eigenes Werk. Damit käme die Menschheit nicht weit! Dieser Glaube ist das Werk des Beistandes, den Jesus verheißen hat, des hl. Geistes. Darum geht es ihm: Er lässt nichts zugrunde gehen! Er ist der Vollender, der trotz aller Rückschläge das Heil vollendet. Er führt die Kirche und mit ihr die Menschscheit dem endgültigen Heil entgegen.
So funktioniert der göttliche Haushalt, mit dem er der Welt und den Menschen Heil erwirtschaftet. Und in dieser Wirtshaft geht er selbst ganz und gar auf, als der eine Gott in seinen drei Gestalten.
Wer sich dieser göttlichen Ökonomie anvertraut, er weiß – in welcher Krise auch immer – das die Welt kein Chaos ist, sondern Gottes gute Schöpfung, das Gott, bei allem Versagen, als Bruder an seiner Seite ist und bleibt und dass er einer guten Zukunft entgegengeht, weil Gottes Geist ihn als Mitglied des Gottesvolkes in diese Zukunft führt und Gott selbst es ist, der die Menschheit in dieser Zukunft erwartet. Dieses Vertrauen verhindert Katastrophen in der Menschheitsgeschichte nicht. Der, der glaubt, ist diesen Katastrophen aber nicht hilflos ausgeliefert, weil Gott selbst sein Bezugspunkt ist und bleibt.
In den letzten Wochen ist häufig nach dem Beitrag der Kirchen in dieser Krise gefragt worden. Viele fanden ihre Beiträge zu selten, zu mager und zu kleinlaut. Sicher geht es um das diakonische Handeln der Kirche in dieser Krise und ihre ethische Position dazu. Vor allem aber lautet die Antwort: Gerade in diesen Tagen wird es uns wieder neu vor Augen geführt, dass die Menschheit nicht alles im Griff hat, sich selbst am allerwenigsten! Wäre es nicht an der Zeit, wieder mehr dieses göttlichen Konjunkturprogramm, dieser Heilsökonomie Gottes, in Erinnerung zu rufen und sich ihr anzuvertrauen? Die Einsicht, dass der Mensch sich nicht selbst genug ist, sich nicht selbst erschaffen, und auch nicht selbst erlösend kann - und auch nicht alleine vollenden muss! Eine Einsicht, die befördert werden will! Wer sollte damit beginnen, wenn nicht wir als Kirche, als Volk Gottes? Das vor allem ist unser Beitrag als Christen in den Krisen dieser Zeit! Wer mag, kann ihn zur Kenntnis nehmen und sich davon inspirieren lassen. Dies könnte uns dieser Dreifaltigkeitssonntag im Zeichen von Corona neu ins Bewusstsein rufen!
Ihr Pfarrer Rolf Glaser
Bitte, denken sie auch an die Menschen in ihrer Umgebung, die nicht über einen Internetzugang verfügen und drucken sie das Kirchentagebuch aus und werfen es ihren Nachbarn, Freunden und Bekannte bei einem kleinen Spaziergang in den Briefkasten!
Vielen Dank!
von Ralf Albensoeder
Mal wieder gibst Du das Stichwort, lieber Rolf:
„Es geht also um die Zukunft unserer Gemeinden in unseren Stadtteilen, und das weit über die Tage der Corona – Krise hinaus“, schriebst Du gestern, als wir zusammen auf dem Changekurs waren, der Fortbildungsreihe des Bistums, ein wichtiger Baustein, der die Kirche in Limburg zukunftsfähig machen will – Das Stichwort dafür ist „Kirchentwicklung“ und die notwendigen Veränderung („Change“) dafür.
Eine Aufgabe war, das eigene Zielbild unserer Kirche zu beschreiben, in Kollage, mit Legosteinen oder Geschichten. Ich nahm die Geschichte von Anthony de Mello wieder auf, die ich im Tagebuch am 25. Mai erzählt habe.
Und so habe ich die Geschichte vom ACHT GEBEN anders erzählt:
Gebt Acht!
Der Priester gab bekannt, dass Jesus Christus selbst am nächsten Sonntag in die Kirche kommen würde. Die Gemeinde kam in großer Zahl, um ihn zu sehen. Jedermann erwartete, dass er predigen würde. Jeder bot ihm Gastfreundschaft für die Nacht an, besonders der Priester, aber er lehnte höflich ab. Er sagte, er wolle die Nacht in der Kirche verbringen.
Am nächsten Morgen schlich er sich früh davon, noch ehe die Kirchentore geöffnet wurden. Und zu ihrem Entsetzen entdeckten die Priester und die Gläubigen, dass ihre Kirche mutwillig beschädigt worden war. Überall an den Wänden stand: Gebt Acht! Kein Teil der Kirche war verschont geblieben, Türen und Fenster, die Säulen, die Kanzel, der Altar, nicht einmal die Bibel auf dem Pult. Gebt Acht! In großen oder kleinen Buchstaben war es eingekratzt mit Bleistift, Feder, in jeder nur denkbaren Farbe hingemalt. Wohin das Auge blickte, sah man die Worte: Gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht!
Erschreckend, aufreizend, verwirrend, faszinierend, furchterregend. Worauf sollten sie Acht geben? Das stand nicht da. Es hieß nur: Gebt Acht!
In einer ersten Regung wollten die Leute jede Spur dieser Schmiererei, dieses Sakrilegs, wegwischen. Nur der Gedanke, dass Jesus selbst es getan hatte, hielt sie davon ab.
Nun begann dieses geheimnisvolle Wort „Acht geben“ in das Innere der Menschen einzusinken, wenn sie die Kirche betraten.
Sie begannen achtzugeben, dass Wege gemeinsam gesucht wurden; und das Antworten schnell und dialogbereit gegeben wurden.
Es wurde darauf geachtet, dass meine Grenzen und die Grenzen der anderen geachtet werden.
Eine Verwaltungsgerichtsbarkeit achtete auf Recht und noch mehr auf Gerechtigkeit in der Kirche.
Es wurde darauf geachtet, das Leitung durch Qualifikation und Befähigung verliehen wurde und nicht durch Weihe.
Und es wurde die Liebe zwischen zwei Menschen geachtet und gesegnet.
Und alle achteten darauf, dass sie ihre Macht so zu nutzten, das Machtgefälle zu anderen ausgeglichen wurde.
Jeder und jede achteten darauf, ob ihre Beweggründe für ihr Handeln vor Gott bestehen konnten.
Und alle gaben Acht darauf, dass nirgendwo nicht Acht gegeben wurde.
Und es wurde auf die Spuren Gottes auch und gerade außerhalb der der Kirche geachtet.
Nun haben sie das aufrüttelnde Wort über den Eingang ihrer Kirche geschrieben, und wenn man in der Nacht vorbeifährt, kann man es in mehrfarbigem Neonlicht über der Kirche leuchten sehen.
Inspiriert durch eine Geschichte von Anthony de Mello
Sicher ist noch auf viel mehr zu achten: die Sorgen der Menschen, den Opfern von Rassismus, auf die Flüchtlinge und Armen……
Wenn Sie mögen, schreiben Sie Ihre Vision, wie sich unsere Kirche entwickeln soll, in der Kommentarfunktion https://www.mariaehimmelfahrt-ffm.de/unser-kirchentagebuch/
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